Zur Stiftung
Die Kind-Steinmüller-Stiftung wurde im Jahr 2008 durch Günter Kind und dessen Frau Renate Kind errichtet. Viele Studenten haben bisher davon profitieren können.
Es handelt sich dabei um eine unabhängige und nichtkommerzielle Stiftung mit Sitz in Gummersbach.
Sie soll die Förderung der Bildung in den Bereichen der Ingenieurwissenschaften und der Informatik ermöglichen und jungen Wissenschaftlern somit zum Erfolg verhelfen.
Die 2008 ins Leben gerufene Kind-Steinmüller-Stiftung steht auf dem Fundament der L. & C. Steinmüller (LCS). Dieses Unternehmen wurde 1855 von Peter Wilhelm Eberhard Steinmüller gegründet und diente zunächst der Produktion von wachsbeschichtetem Papier, das sich besonders für wasserresistente Tüten im Einzelhandel eignete. Die Idee dahinter entspringt zunächst der erfinderischen Not: Wilhelmine Heuser, die Gattin des Gründervaters, hatte zuvor ein kleines Einzelhandelsgeschäft zur Aufbesserung der Familienkasse eröffnet. Um die hier angebotenen Waren vor durchweichten Tüten und Nässe zu schützen, kam das wasserresistente Wachspapier gerade recht.
Die Söhne Lebrecht und Carl übernahmen wenig später das Unternehmen ihres Vaters unter dem Namen Papierfabrik L&C Steinmüller. Unter der Führung des technisch versierten Lebrecht d.Ä. und des Kaufmanns Carl d.Ä. begann das Unternehmen zu florieren. Um die steigende Nachfrage bewältigen zu können, legte man sich nur wenig später eine Lokomobile zu – eine Lok, die auf der Straße fuhr. Diese Anschaffung machte sich aus technischer Sicht aber nicht gerade bezahlt: Aufgrund des steigungsreichen Reliefs um Gummersbach konnte die durch einen Großwasserraumkessel betriebene Lokomobile den Wasserstand während des Fahrtbetriebs nicht konstant halten. Dies führte oftmals zu Diskrepanzen: Papiertransporte fielen aus, der steigenden Produktion konnte man so zeitweise nicht gerecht werden.
Auf der Grundlage des Wasserrohrkessels konstruierte Lebrecht also den ersten eigenen Dampfkessel, und löste das Problem damit auf technisch kluge Weise. In der Folge nahm man die Produktion des Dampfkessels in das eigene Repertoire mit auf. Ein Schachzug, welcher für die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens bahnbrechend sein sollte. Bis Ende des 19. Jahrhunderts versorgte der Prototyp des Steinmüller-Dampfkessel die Druckerei Friedrich Luyken mit Dampfkraft – seit 1924 wird er im Deutschen Museum in München zur Besichtigung ausgestellt.
Diese Entwicklung zeichnete sich auch in der Größe des Unternehmens ab. So stieg die Mitarbeiterzahl der Papier-, Kesselfabrik und Eisengießerei von L&C Steinmüller in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von 650 auf über 2300 Mitarbeiter. In den 70er Jahren zählte das Unternehmen auf globaler Ebene sogar an die 5000 Mitarbeiter. Die Papierproduktion gab man unterdessen auf, um den Dampfkesselbau und die Umwelttechnik zunehmend zu fokussieren.
Die Kind-Steinmüller-Stiftung möchte auch heute an den erfinderischen Geist alter Tage anknüpfen. Lösungen sind heutzutage nicht nur aus der Not heraus geboten. Die technischen Herausforderungen, vor denen wir Tag für Tag stehen, erfordern nachhaltige und clevere Lösungskonzepte. Aus diesem Grund wollen wir kreative Köpfe, Visionäre und ihre innovativen Projekte fördern und so unseren Beitrag zum Fortschritt der Menschheit leisten.
Die Gründungsväter
Peter Wilhelm Eberhard Steinmüller – Der Musiklehrer
(23. Aug 1799 – 10. Sept 1871)
Um in den damals schwierigen Zeiten die Familie durchzubringen, eröffnete der Musiklehrer mit seiner Frau um 1840 in ihrem mit viel Mühe erbauten Haus ein Ladengeschäft. Aus der Idee, angesichts des bekannt feuchten Wetters in Gummersbach wasserresistente Papiertüten zu fertigen, entwickelte sich schon bald die Fabrikation von licht- und wasserundurchlässigem Einpackpapier (das sogenannte Blaupapier), das vornehmlich an Kerzenfabriken verkauft wurde.
Lebrecht Steinmüller d.Ä. – Der Erfinder
(06. Jul 1838 – 12. Jan 1899)
Ab 1865 führten die Söhne Lebrecht und Carl die väterliche Fabrik fort. Lebrecht war ein begnadeter Tüftler und kümmerte sich vor allem um die Produktion. Allmählich konnte er den Herstellungsprozess optimieren, die Qualität verbessern und die Produktion so erheblich ausweiten, dass man 1872 als Transporthilfe eine englische Lokomobile anschaffte. Deren Probleme im hügeligen Gummersbach führten dazu, dass Lebrecht die Konstruktion grundlegend verbesserte: der Steinmüller-Dampfkessel war erfunden.
Carl Steinmüller d.Ä. – Der Kaufmann
(21. Okt 1840 – 19. Nov 1909)
War Lebrecht das Technikgenie, so war Carl nicht minder begabt als Kaufmann und „Netzwerker“. weit über Deutschlands Grenzen weitete er die Geschäftsbeziehungen aus. Erfolgreich vertrat er auch die wirtschaftlichen Interessen seiner Heimatstadt und Region in diversen Gremien z.B. der Reichsbahn, des Industriellenverbandes, der Reichsbank. Und ebenso war er lokal engagiert, sei es als Städtischer Beigeordneter, Schiedsmann oder Kirchmeister.
Dr. eh. Lebrecht Steinmüller d.J. – Der Erfinder zweiter Generation
(04. Jan 1872 – 19. Nov 1934)
Lebrechts d.J. Erfindungen auf dem Gebiet des Rostbaus (Kettenrost, Wanderrost, Feuerbrücke) waren bahnbrechend, erlaubten sie doch die Verwertung auch minderwertiger Kohlensorten wie Braunkohle oder Kohlenstaub. Unter seiner Leitung wurden bis dahin im deutschen Kesselbau unerreichte Leistungen erzielt, z.B. Heizflächen von 1.350 m² [bei dem Großkraftwerk Finkenheerd] und Dampfleistungen von 150 t/h [bei einem 1930 in die Sowjetunion gelieferten Kraftwerk mit acht kohlenstaubgefeuerten Steilrohrkesseln].
Dr. eh. Carl Hugo Steinmüller – Der Kaufmann zweiter Generation
(18. Feb 1872 – 31. März 1959)
Unter der Führung von Carl Hugo erlebte die Dampfkessel und Maschinenfabrik L.&C. Steinmüller GmbH eine technische Renaissance. Das Unternehmen konnte in den Folgejahren die britische Vorherrschaft auf dem Markt durch technischen Vorsprung brechen. Carl Hugo nahm sich technischen Innovationen an, vergaß aber keineswegs, den Unterbau des Unternehmens zu fördern: Soziale Projekte, wie der Wohnungsbau für Arbeiter, die Errichtung von Kinderverwahrschulen oder die Einführung einer betrieblichen Rentenkasse zählen zu seinen Errungenschaften.
Nachdem er sich nach seinem Ingenieur-Studium und Eintritt in die Firma 1897 anfangs um eine wissenschaftliche Ausrichtung der Produktion (z.B. Qualitätskontrolle, Materialprüfung) gekümmert und selbst auch mehrere Erfindungen gemacht und wegweisende Neuerungen eingeführt hatte, übernahm er nach dem Tod seines Vaters 1909 die kaufmännische Leitung und nach dem Tod des Bruders 1937 die Gesamtleitung der Firma – bis zu seinem Tod im Jahre 1959. In dieser Ära avancierte L.&C. Steinmüller zu einem echten „Global Player“.
Günter Kind – Der Stiftungsvater
(01. Aug 1927 – 03. Nov 2008)
Der einzige Sohn von Carl Hugo, Carl Eberhard Steinmüller, war im Krieg gefallen. Somit wurde Günter Kind 1958 von seinem Vater, dem Schwiegersohn von Carl Hugo, als Geschäftsführer ins Unternehmen berufen. Er hat maßgeblich zur Entwicklung des Unternehmens beigetragen, konnte aber dessen Verkauf an die Philipp Holzmann AG 1989 nicht verhindern.
Im Jahr 2008 gründete er zusammen mit seiner Frau Renate Kind die Kind-Steinmüller-Stiftung, um jungen Ingenieuren eine erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen und damit alte Traditionen fortzuführen.
Christoph Kind – Die Gegenwart der Stiftung
(09. März 1966)
Dieser Mission des Vaters hat sich auch Christoph Kind angenommen. Er selbst hatte ein erfolgreiches Studium zum Wirtschaftsingenieur absolviert und vereint damit die Anlagen seiner Vorfahren in einer Person.
Praktische Lösungsansätze zu technischen Herausforderungen sollen auch heute noch aus dem Bergischen Kreis in die Welt hinausgetragen werden.
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